Dienstag, 7. Juli 2009

Das doppelte Lottchen? oder wie zeig ichs dem deutschen Gesundheitssystem

PIEP, PIEP, PIEP, wieder einmal treffend zum richtigen Zeitpunkt beginnt der Pieper seine Arbeit, ich lasse mein gerade lecker geschmiertes Brötchen fallen, werfe mich in die besagte Jacke und schlendere schnellen Schrittes Richtung NEF.
Tja... NEF ist nicht da. Kennt man schon, wahrscheinlich "Auffüllen" oder sonstige "Maßnahmen".
Nach ca. einer halben Minute kommt der Kutscher angerast. Es ist der "schweigsame Hans" ich nenn ihn so, weil eine Kommunikation während der Fahrt oder auch sonst auf absolut rudimentärem Niveau verläuft. Ich steige ein und Hans funkt erst mal alle Daten rein. Nachdem alles durchgegeben wurde kuckt er mich an und sagt:...Versteh ich nicht, da waren wir doch heute morgen schon, und die haben wir mitgenommen." Eine ungewöhlich lange Aussage vom schweigsaamen Hans. Ich kuck mir die Adresse und den Namen an und stimmt... komplett vom Namen bis zur Hausnummer, dieselben Daten. Vornamen gibts nicht.
Einsatzmeldung: "Bewußtlose Person"
"Vielleicht haben die Internisten sie heimgeschickt und sie hat sichs anders überlegt oder der Mann hat jetzt noch was und wir muessen ihn holen..." überlege ich so laut vor mich hin. Schukterzucken vom schweigsamen Hans.
4 Minuten später vor Ort. Wohnblock, sozialschwache Gegend, Arbeitslose mit Bierflaschen (es ist gerade mal 9 uhr morgens), also wieder einmal der soziale Brennpunkt, fremdstämmige "Deutsche mit "Integrationsschwäche" (den Begriff habe ich vor kurzem in einem einschlägigen Politmagazin gelesen), aber auch Hartz IV- Empfänger sonstiger Couleur oder sozialschwache Familien am Lebensminimum wohnen hier.
Wir werden auch gleich winkend von einer jungen Frau begrüst, die mit Accent uns darauf hin weist, dass es ihrer Mutter schlecht geht und sie aber einen Schlüssel zur Wohnung hat. Wir eilen durch enge Flure in den 3.Stock, die Frau sperrt die Wohnungstür auf und....
Keine Reaktion.
Wir eilen durch alle Räume keine Patientin vor Ort. Hmmmmm.
Ich frage dann doch nochmal nach wer denn den Notruf ausgelöst habe. Sie selbst meint die junge Frau. Ob sie den mit Ihrer Mutter gesprochen habe. Nein, diese sei gar nicht ans Telefon gegangen....
Jetzt kommt auch der schweigsame Hans und erklärt, dass die Patientin am Morgen bereits den Rettungsdienst gerufen und von diesem in der Notfallambulanz abgeliefert worden war.
Super. Ca. 500 EURO des Steurerzahlers für nichts.
ich will auch gar nicht wissen wie oft solche Fälle in unserem schönen Lande passieren. Anstatt das die Leute
a) überhaupt erst mal nachdenken bevor sie den Notarzt anrufen und
b) der Leitstellendisponent bevor er einen Einsatz auslöst vielleicht soviel mitbekommt, dass 2 Stunden bzw. wenige Einsätze zuvor derselbe Patient betroffen ist und anständigt rückfragt.

Wer ist schuld? Who knows.

Zum selben Thema vor kurzem privat selbst erlebt:

Wir saßen am Wochenende abends draußen auf einer Mauer in der Ausgehzone unserer Stadt, da kamen ein Mädel und ein Typ ca 13-15 Jahre alt mit einer gleichaltrigen in der Mitte diese sturzbetrunken aber noch halbwegs gehfähig. Die beiden laden die junge Dame gegenüber auf einer Bank ab. Das Mädel ist so betrunken, dass es gleichmal aus dem Stand "sich seine letzten Getränke noch einmal durch den Kopf gehen läßt". Danach fängt sie an zu heulen.
Die beiden etwas ratlosen Begleiter besprechen sich kurz und dann zückt der Typ sein Handy.
ich schubs meinene Nachbarn an und zeig darauf und sach noch zu ihm: pass ma auf die rufen jetzt den Rettungsdienst. Dann setzen die drei sich hin und warten, derweil rafft sich das betrunkene Mädel wieder auf und torkelt weiter. Die beiden anderen hinterher. Kurze Zeit nachdem die drei außer Sicht sind, taucht der RTW auf und zwei ratlose Sanis kucken sich an besagter Stelle um. Nachdem wir sie in die Richtung gwiesen haben in der die drei verschwunden sind, versuchen sich die Sanis mit ihrem RTW mit Blaulicht durch die Menschenmassen vorzuarbeiten. Zehn Minuten später kommt der RTW erneut zurück, hält nochmal, die Jungs bedanken sich und meinen dass sie keinen gefunden haben.
Frechheit...Warum ist sowas möglich. Das ist die totale Geldverschwendung. Und wenn man sich in der Notfallambulanz umkuckt, sind diese Jugendlichen mit Alkoholvergiftung keine Seltenheit.

Da frage ich mich mal abgesehen von der Lästigkeit dieser Patienten dann doch, warum diese Fälle immer mehr zunehmen. Wenn wir früher losgezogen sind und auch wirklich mal einen über den Durst getrunken hatten, dann schlief man zuhause den Rausch aus und schleppte seine Leute doch nicht in die Notfallambulanz! Was hat sich verändert? Ist es die Angst, die durch die Medien verbreitet wird? Oder was ist die Ursache für die Zunahme dieser Fälle.
Ich hätte mich in Grund und Boden geschämt, wenn mich meine Eltern in der Notfallambulanz jemals wegen eines Rausches hätten abholen muessen und hätte dies auch keinem meiner Leute zugemutet. Dann hat man sich halt daneben gesetzt und den- oder diejenigen ausgenüchtert.
Das die Notfallambulanz ne schnelle Möglichkeit ist, die Verantwortung abzugeben ist eine weitere Möglichkeit. Freund- oder Freundin ab in die Notfallambulanz und schon gehts weiter mit der fetten Party. Un das gute ist, du mußt ihn auch gar nicht hinbringen, Taxidienst inklusive und das alles für nur 10 EURO. Falls du befreit bist, da sogar für umsonst!